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Globalisierungskritischer Stadtrundgang durch Münster

  

Erdkundeunterricht einmal anders

Zusammen mit unserer Erdkundelehrerin Frau Moennighoff und Herrn Paus  machten wir, die Schülerinnen und Schüler der Klasse 9c, uns auf den Weg in Münsters Innenstadt. Dort trafen wir uns am Marienplatz mit Jan und Benedikt, zwei ehrenamtlichen Mitarbeitern des Weltladens "la tienda" aus Münster, die uns auf einen ungewöhnlichen Stadtrundgang mitnahmen. Wir sollten das im Unterricht besprochene Thema "Globalisierung" mit seinen konkreten Auswirkungen auf unser Konsumverhalten am Beispiel von Münster erfahren.

Am Anfang stand die Definition von Konsum und Globalisierung. Eine uns unbekannte flächentreue Weltkarte zeigte uns, dass die Größenverhältnisse der einzelnen Länder und Kontinente ganz anders sind als es uns auf den uns bekannten winkeltreuen Weltkarten vermittelt wird. Wir erkannten, dass unser Weltbild sehr europakonzentriert ist.

In einem Rollenspiel bekamen wir die Aufgabe, zunächst die Verteilung der Weltbevölkerung auf die verschiedenen Kontinente zu schätzen. Im Anschluss daran, überlegten wir, wie der Reichtum verteilt ist. Der Vergleich zwischen Bevölkerungsdichte und Reichtum versetzte uns in Staunen.

Der danach folgende Rundgang war in vier Stationen aufgeteilt.

Station 1:

Die Produktion von Kleidung am Beispiel einer Jeans

Mithilfe von Bild- und Textkarten verfolgten wir den Weg einer Jeans von der Baumwollplantage bis zum Second-Hand-Tragen von Menschen in Entwicklungsländern. Ein Kleidungsstück muss erst die Welt durchreisen, bevor es bei uns in einem Laden zu finden ist. Die Baumwolle kommt beispielsweise von einer Plantage in Kasachstan, wird in der Türkei, Polen und Schweden weiterverarbeitet, in Deutschland verkauft und getragen, um schließlich in afrikanischen Ländern nach dem vorübergehenden Verbleib in einer Altkleidersammlung als Second-Hand-Produkt weitergetragen zu werden.

Kaum jemanden weiß, wie viel Wasser bei der Produktion von Jeans verbraucht wird. Es sind sage und schreibe ca. 40.000 Liter!

Die Arbeiter arbeiten unter radikalen Bedingungen. Dabei sind nicht nur die Arbeitszeiten, sondern auch die Arbeitsbedingungen zu berücksichtigen. Die Arbeiter arbeiten ohne Schutzkleidung, obwohl sie sowohl bei der Produktion von Baumwolle, bei der große Mengen an Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmitteln eingesetzt werden, als auch bei der Färbung und Bleichung der Stoffe mit vielen sehr gefährlichen Chemikalien Kontakt haben.

 

Station 2:

Der Einfluss unseres Einkaufverhaltens auf das Klima am Beispiel von Lebensmitteln

Nachdem wir uns in einem Geschäft - mit Erlaubnis des Personals - kurz aufgewärmt hatten, beschäftigten wir uns mit Lebensmitteln, die zu unserer täglichen Nahrung zählen: Rindfleisch, Eier, Milch, Brot, Obst und Gemüse. Wir sortierten diese Produkte entsprechend der Freisetzung von Kohlenstoffdioxid auf dem Weg vom Erzeuger zum Verbraucher. Während pro Kilogramm Rindfleisch 13,3 Kilogramm Kohlenstoffdioxid freigesetzt werden, sind es bei Eiern nur noch etwa 1,2 kg. Bei der Erzeugung von Obst und Gemüse sind die Werte deutlich geringer mit 0,3 kg bzw. 0,15 kg.

Aufgrund dieser Werte diskutierten wir die Bedeutung von Bioprodukten und Produkten aus regionaler Erzeugung. Die Umstellung unserer Ernährung insbesondere auf regionale Produkte kann den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid deutlich verringern und unser Klima positiv beeinflussen.

Station 3:

Aufteilung der Kosten bei der Produktion am Beispiel eines Turnschuhs

Wir legten ein Schuh-Puzzle, um den Ladenpreis eines Designer-Turnschuhs auf den Hersteller, den Transport und die Löhne für die Arbeiter aufzuteilen. Es war erschreckend zu erfahren, dass 50% des Kaufpreises an den Einzelhandel gehen und 13% als Profit bei der Herstellerfirma landen, während ein Arbeiter pro Schuh lediglich ca. 20 Cent bekommt, also nicht einmal 1% des Ladenpreises. Der Rest verteilt sich auf Forschung und Entwicklung (11%), Werbung (9%), Material (8%) und Sonstiges.

Abschließend überlegten wir, ob der Verbraucher einen nur geringfügig höheren Preis für den Turnschuh zahlen würde, damit den Arbeitern gerechtere Löhne gezahlt werden und der unter sehr schwierigen Bedingungen erarbeitete Lohn zur Deckung des Lebensstandards reicht.

Station 4:

Der Weltladen in der Frauenstraße

Der alternative Stadtrundgang endete im Weltladen "la tienda", wo wir uns zunächst einen Überblick über die angebotenen Waren verschaffen konnten. Es werden nur Waren mit einem Fair-Trade-Siegel verkauft, wobei zwischen verschiedenen Siegeln unterschieden wird.

Nach mehr als drei Stunden endete unser alternativer Stadtrundgang bei sonnigen, aber kaltem Wetter. Wir haben einen weiteren Schritt auf dem Weg zum "Globalisierungsexperten" gemacht, der sein Konsumverhalten nicht mit sofortiger Wirkung umstellt, aber zukünftig stärker reflektiert. Wir haben Anregungen erhalten, indem wir z.B. Second-Hand Kleidung kaufen und bei Lebensmitteln auf fair gehandelte oder regionale Produkte achten.

 

Text:  Lotti Böttcher, Anna Bogatzki, Frieda Breitkopf, Paulina Dittrich, Elena Foitzik, Julia Gerdes, Daniel Giesenkämper, Sofie Heidrich, Birte Koling, Najat Ouattara, Isabell Puschmann, Laura Sander, Daniele Sardo, Luca Swietlik, Janis Visser, Carla Wiechmann

 Fotos: Wiebke Brockmeier, A. Moennighoff, Luka Landheer 

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